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Steve McCurry im C/O-Berlin – Buchvorstellung Indien:

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Buchvorstellung: Steve McCurrys Indien


800 Interessenten auf Facebook aber nur 210 Plätze im C/O-Berlin

Oh man, wie lang wird wohl die Schlange dieses Mal werden? Steve McCurry präsentiert sein neues Buch über Indien* im C/O-Berlin.
Reicht es eine Stunde vorher da zu sein? Oder soll ich lieber 2 Stunden früher auftauchen? Sicher ist sicher…
Ich bin ein riesiger Fan von McCurry. Deswegen bin ich schon 90 Minuten vorher an Ort und Stelle. Eine Frau mit einer C/O-Papiertüte steht vor mir. Wir bilden den Kopf der späteren Schlange. Auf Facebook haben sich über 800 Menschen angemeldet, zurzeit warten nur zwei.
Bleiben noch 208 freie Plätze für die begehrte Veranstaltung.

Es gibt viele Menschen, die Steve McCurry berühmtes Frauenportrait (Cover des National Geographics 1985) kennen: Das afghanische Mädchen Peshawar. Ihre grünen Augen scheinen einem in die Seele zu schauen. Aber heute geht es um Indien und sein neues Foto-Buch.

Die Strategie der Verknappung: Nur ca. 200 kommen rein.

Indien von Steve McCurry

Bildband von Steve McCurry [Quelle: Amazon*]

Je weniger Plätze es gibt, desto größer ist die Motivation reinzukommen: Was knapp ist, ist wertvoll.
Ich erlebe live, wie die Absperrung aufgebaut wird. Nur noch 86 Minuten bis zum Einlass. Die freundliche C/O Mitarbeiterin hat uns gestattet nach innen vorzurücken. Da ist es nicht so kalt, das macht die Wartezeit angenehmer.
Habe ich schon erwähnt, dass ich das C/O-Berlin wirklich mag?
Top Veranstaltungen und top Personal! Ernsthaft.
Kleines Minus: Es gibt keinen 900 Personen Saal im Amerika Haus. Deswegen muss man immer etwas früher da sein.
Aber hey, kennt ihr eine Fotogalerie, die sowas schon hat?

Wer ist Steve McCurry und warum bin ich Fan?

McCurry ist so bekannt, dass selbst nicht-fotointeressierte Menschen mit dem Namen etwas anfangen können.
Wie kommt das?
Zum einen, weil seine Fotos legendär sind.
Jetzt höre ich die Skeptiker sagen: „Ja, aber andere Fotografen wie Nick Út kennt kein Mensch. Aber sein bekanntes Foto aus dem Vietnamkrieg ist jedem ein Begriff!“
Das mag bei einzelnen Pressefotos stimmen.
McCurrys Bilder sind aber mehr als Pressefotos. Sie sind besonders. Das brillante Bildmaterial von den vielen Indien-Reisen hat einen eigenen Charme. Es ist die Art, wie die Menschen dargestellt werden.Schaut euch seine Fotos an, dann versteht ihr was ich meine.

Steve McCurry

Im Schatten: Steve McCurry nach der Buchvorstellung im C/O-Berlin am 10.12.2015

Gemeinsamkeiten mit Steve McCurry

Indien begeistert mich seit Jahren.
Ich war auch mehrmals in Indien und liebe das Land. Einen Indien-Bildband habe ich auch produziert ( India Black and White ).
Ach ja, mich nennen auch viele Leute „Steve“ (ein alter Spitzname, den ich wohl niemals loswerden werde).
Und da enden auch schon die Gemeinsamkeiten, die ich mit McCurry habe :)

18:50 Mittlerweile stehen 5 Personen in der Schlange

Darum rocken McCurry Fotos

McCurrys Arbeiten über Indien sind vom Bildaufbau, den Farben und den dargestellten Ereignissen wirklich exzellent. Er hat schon lange bevor es in der westlichen Welt Mode wurde „Farb-Festivals“ zu feiern, das Holi-Fest fotografiert. McCurry ist für mich einer der ganz großen Portraitfotografen.
Seine Fotos haben eine gewisse Backpacker-Romantik, die mich anspricht.
Scheinbar bin ich nicht der Einzige, dem es so geht: Die Frau hinter mir redet von ihrem Bruder,  der eine Indienreise plant. Das McCurry Buch will sie ihm schenken. Dann geht es um ihr nächsten Reiseziele. Ich höre Nepal und Butan heraus und bekomme kurz Fernweh.

18:55 – Epic Moment: Steve kommt an!
Ein älterer Herr mit Mütze. Die Frau vor mir meint:“Oh, ich dachte er wäre etwas größer“ dann müssen wir beide lachen.

18:58 – 10 Personen in der Schlange

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19:05 – Die Schlange reicht schon aus dem C/O hinaus.

19:30 Die Frau, die vor mir stand hat Besuch von einem Freund bekommen. Der erzählt etwas von „Seiteneingang“. Sie verlassen beide die Schlange!
Jetzt bin ich die Nr. 1!
Yeaaaah!!!
Das Pärchen hinter mir freut sich auch, da sie auf Nr. 2 und  3 aufrücken. Also wenn die ersten 200 reinkommen, vermute ich mal, dass wir gute Chancen haben…

19:55 Wir alle sind gleich in der Schlange, aber einige sind gleicher.
Einige Menschen können vorab rein. Ich höre so etwas wie: „Wir haben die erste Reihe reserviert“. Ob das wohl die favorisierten Journalisten sind? Warum bin ich da nicht darunter?
Ich schreibe doch einen Blog.
Memo an mich selbst: Lebensziel: Mit dem Orga-Team vom C/O-Anfreunden.

20:01 Gleich muss es losgehen.
Es geht los!
Wegen des Andrangs wird man einzeln eingelassen. Als erster schwebe ich in den Saal. Ernüchterung: Die ersten Reihen sind wirklich besetzt. Würde gerne wissen durch wen, „Top Journalisten“ oder Freunde des CO´s? Oder sind das alles offizielle Mitglieder im „Steve-McCurry-Fanclub?

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Das Steve-McCurry-Interview

An den Wänden hängen die Fotos von der laufenden Corbijn Ausstellung. Starfotogs von bekannten Künstlern. Eine Leinwand ist aufgebaut, gleich werden dort die Fotos aus dem Buch gezeigt. Das Damian Hirst Foto kann zuschauen und Ai WeiWei auch. Das Ehepaar Becher hängt ungünstig, sie werden nicht in den Genuss von Curry-Fotos kommen.

Ein Hund wandert durch den Saal. Er wartet auch darauf, dass die Veranstaltung anfängt.

Steve McCurry und Melinda Crane auf der Bühne

Melinda Crane  wird von einer C/O-Berlin Mitarbeiterin vorgestellt. Melinda wird zunächst McCurry vorstellen und dann das Interview führen. Das Vorgeplänkel dauert ein paar Minuten.
Dann geht es richtig los:
McCurry erwähnt das Berlin eine der großen Fotografie Städte ist. Er entschuldigt sich scherzhaft, dass er keine Stars fotografiert hat. Die Zuhörer schmunzeln und der Talk beginnt.
Melinda hat sich gut vorbereitet. Der Begriff „River of Live“fällt, eine Frage von Ihr enthält ein Zitat von Kipling. Das Zitat findet man auf McCurrys Blog.
Oh, der Abend verspricht intellektuell zu werden, wenn der Autor vom Dschungelbuch* gleich in den ersten Minuten zitiert wird.
Was kommt als nächstes: Zitate vom Indienforscher Max Müller (unter dem das Goethe-Institut in Indien firmiert) oder Mahatma Gandhi?
Die Fragen drehen sich zunächst um Indien und McCurrys Arbeit.
Melinda spricht einzelne Fotos an: der Mönch mit der Coca Cola Flasche und der Soldat mit der „Assault Rifle“ (Maschinengewehr). Indien zwischen Mittelalter und Moderne?
McCurry erklärt, dass Indien sehr widersprüchlich ist. Arm trifft auf Reich und Altes auf Modernes. Dann gibt es da noch die vielen verschiedenen Religionen: Hindus,Moslems, Buddhisten,Christen,Parsen und Jains alle leben in Indien miteinander.

Interview-Foto-Steve McCurry

Melinda Crane und Steve McCurry auf der Bühne im C/O-Berlin.
Ein Hund im Vordergrund.

Zu seiner Arbeitsweise sagt McCurry folgendes: Fotografie ist wie jedes Handwerk, es kommt auf die Übung an. Lerne aus deinen Fehlern und nach 10.000 von Fotos wirst du besser.
So einfach ist das?
Mache viele Fotos, dann wirst du besser. Das habe ich schon mal irgendwo gehört.
Details und Geschichten aus dem Leben von McCurry folgen.
Über ein Foto von einer Kumbh Mela  sagt Curry:
This Situation nearly killed me“ […]„I lost my whole equipment, too!“.
Ich frage mich, wie oft seine Kammerausrüstung in seinen 80 Indienreisen kaputtgegangen ist?
Indiens Umweltbedingungen sind Gift für technische Geräte. Das schließt Kameras mit ein, davon kann ich ein Lied singen.
Auf eine Frage zur Globalisierung von Melinda antwortet er sinngemäß folgendes:
Die schönen Dinge, die an einem Land einzigartig sind, gehen in unser heutigen Welt langsam verloren. Das ist auch in Indien so. Er hat alle Länder zwischen Vietnam bis Portugal bereist. Er muss es wissen. Zweimal war er im Gefängnis, eine unangenehme Erfahrung. Er mag die digitale Fotografie und trauert der Dunkelkammer-Arbeit nicht nach.
McCurry plaudert und man erfährt viel über ihn.
Es ist unterhaltsam.
Es macht Spaß.

Dann die obligatorischen Fragen zu seinem berühmten Foto: Das Mädchen in Afghanistan.

I had just 2 Minutes, that was all I got for the next 30 years

Steve-McCurry-in-Berlin

Steve McCurry im C/O-Berlin. Foto im Hintergrund: Das Mädchen Peshawar.

Am Ende des Interview kommt eine Frage zum Ruhestand:
Seine Antwort: „Retirement? From What?
Er liebt es zu fotografieren, dann wechselt er auf ein ernstes Thema: irgendwann werden wir sterben, aber wir sollten das mit buddhistischer Gelassenheit hinnehmen.

Publikumsfragen: Steve McCurry antwortet

Jetzt können einige Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Es geht um Weltpolitik und Fototipps. Ein Zuhörer Fragt, ob es Momente gibt die zu intim zum fotografieren sind. „Fotos“ die man nicht mit der Kamera, sondern nur mit dem Auge aufnehmen sollte. Er zitiert wohl einen bekannten Fotografen.
Die Antwort:
„I don´t belive that for a Minute!”
Alle müssen lachen.
Welcher Fotograf lässt sich schon ein gutes Foto entgehen?
McCurry beantwortet alle Fragen. Alles geschieht ausführlich und sehr freundlich. Auch Bandwurmfragen werden ernst genommen.
Auf die Frage wie er es schafft so vertraut mit Menschen zu werden um von Ihnen Fotos zu machen antwortet er sinngemäß: Das ist mein großes Geheimnisse. Du musst ein Seminar bei mir Buchen, damit ich dir das Verrate. Oha, da wird nicht billig denke ich mir noch. Dann lacht McCurry über seinen Schwarz und gibt eine ernste Antwort: Es kommt darauf an, dass man Menschen klarmacht das sie für einen wichtig sind. Mann muss sich auf sie einstellen. Mit Menschen umzugehen kann man auch lernen. Wichtig ist auch die Landessprache zu sprechen. Er hat immer jemanden dabei der für ihn übersetzen kann.
Dann ist die Fragerunde vorbei und man kann sich eine Unterschrift abholen. Vorausgesetzt man hat den Bildband erworben.
Die Menschen sammeln sich um den Buchstand.
Da ich das Buch schon vor Stunden im im C/O-Shop gekauft habe, bin ich schnell an der Reihe.
Aus einer Laune heraus lasse ich mir eine Signatur für meinen alten Spitznamen „Steve“ geben.
Ich lasse mein Buch signieren und bin auf dem Weg nach draußen.

McCurry-Buch-Indien

Die „Steve“ Buch Signatur: Steve McCurry: Indien

Da begegne ich der Frau, die mit mir am Anfang gewartet hat. Sie und ihr Freund sind beide überglücklich. Ich fange ein kurzes Gespräch an: „Wie habt ihr es denn in die erste Reihe geschafft?“ will ich wissen. Die Antwort lässt mich schmunzeln: „Connections, du kennst jemanden der jemanden kennt“. Beruhigt stellte ich fest, dass auch die richtigen Menschen in der ersten Reihe saßen, die auch lange Wartezeiten in kauf genommen hatten.
„Hast du auch eine Unterschrift bekommen?“ fragt sie.
Ich bejahe freudig und wir müssen schmunzeln.
Jeder geht glücklich mit den signierten Büchern nach Hause.

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