Warum ein Vergrößerungsgerät „cool“ ist und ein Smartphone nur „benutzt“ wird.
Die Welt wird schneller.
In jedem Bereich.
Das ist nicht nur in der Fotografie so, aber da merke ich es immer besonders stark.
In meinen Erinnerungen ist mir einiges gar nicht so bewusst.
Nur wenn ich rational überlege macht es klick und ich denke mir:
“War das damals kompliziert“ oder „Hat das damals lange gedauert“
Moderne Technik ist schon faszinierend:
Mein Smartphone hat mehr Speicherplatz und einen schnelleren Prozessor als mein erster Laptop.
Das hätte man sich damals niemals träumen lassen.
Dabei habe ich nur ein billig Smartphone* von Huawei!
Fotos macht kann das Teil auch noch!
Uff, heftige Sache!
Trotzdem: Keine Emotionen für das Smartphone!
Ich werde zu meinem Smartphone niemals eine emotionale Beziehung aufbauen.
Es ist für mich ein nützliches Arbeitsgerät.
Ich verwende es jeden Tag, aber so „lieb-gewinnen“ wie z.B. meiner Gitarre werde ich es nie.
Merkwürdig, aber das ist einfach so. (Sorry, kleines weißes Huawei*!)
Beim kramen im Keller bin ich auf etwas gestoßen, von dem mir gar nicht klar war, dass ich es „cool“ finde.
Mein altes Vergrößerungsgerät.
Ich habe mich riesig gefreut den alten Klopper zu sehen. Mein erster Impuls war zu testen ob er noch funktioniert.
Das tut er auch noch.
Als ich an die vielen Stunden dachte, die ich in meiner kleinen Dunkelkammer verbracht habe, hatte ich ein spontanes Glücksgefühl.
Etwas das mir mit eine alte Photoshopversion niemals passieren wird (z.B. der Version CS2, die man sich mittlerweile kostenlos herunterladen kann.)
Was ist ein Vergrößerungsapparat?
Ok, ich erkläre das kurz und einen kleinen „Dunkelkammer Workflow“ gibt es auch noch dazu.
Ein Vergrößerungsgerät brauchte man, um in der Dunkelkammer Abzüge zu erstellen.
Er ist sozusagen das Herzstück der Dunkelkammer.
Eigentlich ist er nur ein Projektor. Also eine große Lampe, die höhenverstellbar ist, um das Negativ auszuleuchten.
Er wird mit einer Uhr versehen, durch die man die Belichtungszeit genau steuern kann.
Logischerweise hat er auch eine „Linse“, durch die man die Schärfe der Projektion (und der späteren Vergrößerung die auf Papier gebannt wird) einstellen kann.
Wie funktioniert Dunkelkammerarbeit?
Man legt das Negativ des Schwarzweißfilms oben in den Vergrößerungsapparat und ein Fotopapier unter auf die Projektionsfläche.
Dann dreht man an einem Rad um die Entfernung des Vergrößerungsgerätekopfes von der Projektionsfläche einzustellen.
Dadurch kann man den Bildausschnitt verändern bzw. die Größe des späteren Abzuges bestimmen.
Nun stellte man die Schärfe ein.
Das Ganze erfolgte unter einem Rotfilter, da rotes Licht die Schwarz-Weiß Fotopapiere nicht belichtete.
Wenn man damit fertig ist muss man, die Belichtungszeit einstellen.
Dann wird der Rotfilter zur Seite geschwenkt und das Fotopapier belichtet.
Jetzt wird der belichteten Abzug genommen und in den verschiedenen Bädern geschwenkt (Entwickler, Wässerung, Fixierer).
Als letztes wird das Foto zum trocknen aufgehängt.
Der Magische Moment war immer dann, wenn man das Fotopapier im Entwickler geschwenkt hat und langsam ein Abbild erschienen ist.
Wie man auf die richtige Belichtungszeit gekommen ist fragt ihr euch?
Zwei Worte: Erfahrung und Testabzüge.
Eine ganz nüchterne Betrachtung zur Dunkelkammerarbeit
Dieser Ablauf hat ewig gedauert.
Außerdem war das ganze sehr kostenintensiv.
Trotzdem habe ich es geliebt.
Auch wenn meine damaligen Fotoergebnisse im Vergleich zu meinen aktuellen Arbeiten nicht mithalten können.
Die heutige Qualität von Fotos ist generell viel höher als damals.
(Photoshop und Digitale Fotografie bringt für einfach bessere Ergebnisse)
Diese ganzen Erinnerungen wurden wach, als ich mein altes Dunkelkammerequipment entdeckt hatte.
Das alles zu verkaufen habe ich noch nicht übers Herz gebracht.
Was rational quatsch ist, da ich sicher nicht mehr oft in der Dunkelkammer arbeiten werde.
Aber man weiß ja nie, vielleicht sticht mich ja nochmal der Hafer und ich vergrößere noch einige meiner alten Negative.
Wer weiß
Heute kann ich viel schneller ein Foto mit meinem Smartphone schießen und es bei DM für wenig Geld sofort drucken lassen.
Schneller, einfacher und günstiger.
Es ist aber einfach nicht das Selbe!
Dinge wie mein Smartphones benutze ich nur.
Es ist praktisch, keine Frage.
Im Keller würde ich mein Smartphone niemals lagern, geschweige denn
eine emotionale Regung zeigen, wenn ich es dort entdecken würde.
Das alte Analogzeitalter hat einfach einen gewissen Charm und auch Klasse.
Deswegen gibt es noch immer SW-Vergrösserungsgerät* und neue Bücher zur Analogfotografie und Dunkelkammerarbeit* zu kaufen.
Auch wenn ich mir die analogen-Zeiten nicht zurückwünsche freue ich mich darüber.
Wenn ich also mal eine Flasche Entwickler brauche, werde dich sie auch weiterhin erhalten.
Denn ganz verschwinden wird die Analogfotografie nicht.
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APR
2016