Traumfabrik Photoshop [Buch-Review]:
Mögt Ihr Fantasy Motive?
Mit dem Buch Traumfabrik Photoshop: Faszinierende Artworks, außergewöhnliche Composings* lernt ihr, Fantasywelten in Photoshop zu erstellen.
An dem Buch haben einige bekannte Photoshop-Künstler mitgearbeitet: Uli Staiger, Jurek Gralak, Simon Kopp, Marie Beschorner und Olaf Giermann. Jeder von ihnen zeigt seinen Workflow bei einem ausgewählten Motiv.
Jeder Künstler zeigt was er kann:
Die vielen Künstler haben in dem Buch jeweils an einem Abschnitt mitgewirkt. In den einzelnen Kapiteln werden nicht nur ihre Arbeiten vorgestellt, sondern es wird auch gezeigt, wie man ausgewählte Werke „nachbaut“. Die Themenvielfalt reicht von Steam Punk Composings (Jurek Gralak) über lustigen, surreale Fotoideen (Uli Staiger), bis hin zu Zeichnungen im Disney Stil (Marie Beschorner).
Vom Genre des dystopischen Horrormotivs mit Cyborg Ästhetik (Olaf Giermann) bis hin zur „Concept-Art“ und der Gestaltung eigener Fantasywelten (Simon Kopp) wird dem Leser einiges geboten.
Da sollte für jeden Freund von Fantasy-Motiven etwas dabei sein!
Die einzelnen Kapitel von Traumfabrik Photoshop:
„Steampunk: Zukunftsvisionen im Retro-Look“ (Jurek Gralak)
Jurek Garlak haben es Fantasy Motive im Steam Punk Look angetan. Deswegen zeigt er, wie man ein Composing aus mehreren Steam-Punk-Motiven erstellt.
Der bärtige Zwerg, die rothaarige Lady und eine Roboterskorpion
Das Ganze beginnt mit kurzen Ausführungen, in denen er erklärt, wie man an Bilder für ein Composing kommt: Er beginnt mit Erklärungen zum Shooting und dem Hinweis, dass bestimmte Grafiken in speziellen Programmen (Cinema4D oder ZBrush) erstellt werden können.
Danach beschreibt er wie man Objekte freistellt. Abschließend erfährt man, wie man einen Untergrund aufbaut.
Das waren Die Basics.
Danach folgt der Aufbau des Composings und die Detailarbeit an den Portraits.
Die einzelnen Arbeitsschritte, die nötig sind, dass ein stimmiges Bild entsteht werden gezeigt. Die Farbanpassung und der Colorlook werden optimieren. Ein ganzer Abschnitt ist dann Texturen und Schatten gewidmet. Das Ende des Kapitels gibt einen Überblick über die finalen Arbeitstechniken (z.B. Dodge & Burn und der Einsatz von Nick-Filtern), die das Composing abrunden.
Der Verweis auf das Programm ZBrush und andere Renderingsoftware zeigt, dass es mit Photoshop alleine nicht getan ist. Man bekommt bei einigen Elementen nur einen Überblick, was es alles beim „Profi Composing“ zu beachten gibt.
Das Buch konzentriert sich aber nur auf die Arbeit mit Photoshop.
Photoshop und 3D (Uli Staiger)
Der bekannte Bildcomposer Uli Staiger zeigt in seinem Kapitel, wie man eine 3D-Landschaft erstellt: Eine Berglandschaft, durch die eine riesige Wasserrutsche verläuft.
Die Vorarbeit beginnt wieder mit der Frage:
“Wo bekomme ich die Fotos für ein Composing her?“.
Staiger hat dazu einen schönen Gedanken:“Selbst Fotografieren!“.
Auch wenn es aufwendig ist, selber Miniaturmodelle zu bauen, kann das lohnende Ergebnisse bringen.
Dann baut er schrittweise das Bild auf.
Er erstellt zunächst ein „Scribble“, das die Bildidee festhält, passt dann die Bildkomponenten an und beschäftigt sich am Ende mit dem „i-Tüpfelchen“ des Composings, der finalen Licht- und Schattensetzung (S.146).
Wie im Animationsfilm (Marie Beschorner)
Das Spezialgebiet von Marie Beschorner ist die digitale Malerei. In ihrem Kapitel erklärt sie, wie man digitale Illustrationen in Photoshop erstellt. Natürlich ist klar, dass man auf 90 Seiten keinen kompletten Zeichenkurs unterbekommt und Vorkenntnisse im Zeichnen vorausgesetzt werden. Das Kapitel zeigt an einem Tierbild im Wald, wie man aus einem „Lineart“ (also einer Skizze) das komplette Bild entwickelt.
Marie Beschorner legt viel Wert wird auf die Kolorierung und verschiedene Maltechniken. Sie füllt Vorder-, Mittel- und Hintergrund schrittweise mit Details und Farben. In einem speziellen Teil geht sie auf die Gestaltung der Charaktere ein (im Beispielbild ist das ein flauschiger Waschbär und ein Wolf). Dort lernt man z.B., wie man realistisches Fell hinbekommt (S.215).
Dystopische Fotomontage (Olaf Giermann)
Die Verbindung von Mensch und Technik im Cyborg-Stil ist ein Hauptmotiv der dystopischen Bildern von Olaf Giermann. In dem Kapitel zeigt er, wie man Composings erstellt und Technik mit dem menschlichen Auge verbinden. Im ersten Bild wird ein Auge mit einer Nadelapparatur bearbeitet.
Das Motiv könnte aus einem Horrorfilm stammen. Das zweite Bild greift das Thema auf und zeigt das „fertige“ Auge: Eine Klammer hält das Auge auf, das mit Technikelementen (Mikrochips und Metallkabeln) versehen ist.
In dem Kapitel achtet Olaf Giermann besonders auf die Detailarbeit und passt die technischen Teile präzise an.
Ferne Welten und fantastische Figuren (Simon Kopp)
Simon Kopp führt in die Welt der „Concept-Art“ ein. Was ist Concept-Art? Kopp erklärt dies so: „Wenn das Script und alle wichtigen Komponenten bekannt sind, machen sich „Concept-Artists“ daran, diese Welt visuell zu gestallten.“ (S.303).
Bei seinem Bildbeispiel geht es um die Steampunk-Welt aus dem Videospiel: „Airborn – Pino´s Journey“. In der Welt von Airborn bilden fliegende Inseln die einzige Zuflucht für Menschen. Genau so ein Inselbild erstellt er in seinem Kapitel.
Für sein Composings nutzt Simon Kopp keine Fotografien, sondern eigene gemalte Kunstwerke (S. 304) und zeigt, wie man einzelnen Bilder zu einem Gesamtbild verschmilzt.
Begleitmaterial zu Traumwelten Photoshop gibt es online:
Zu den einzelnen Kapiteln gibt es Begleitmaterialien, die man bequem über die Internetseite des Reihnwerk-Verlags Herunterladen kann. Der Umfang des Begleitmaterials schwankt von 174 MB bis zu 2,2 GB.
Die Exkurse:
Besonders gut haben mir in dem Buch die Exkurse gefallen. Das sind kleine Abschnitte, die wichtige Techniken erklären, die in den einzelnen Kapitel relevant sind (z.B. wie man eigene Pinsel erstellt (S.224), Pinsel-Maltechniken (S.180) oder wie man hohe Detailkontraste ohne Plugins hinbekommt. (S. 274)
Bunte Mischung oder ein merkwürdiger Mix?
Horrormotive treffen auf Disney Charme.
Die Motiv-Auswahl und Stilrichtungen sind wirklich vielfältig. Sicherlich entspricht nicht jeder Bildstil jedem Leser. Ob jemand, der plüschige Comicfiguren mag, sich mit den morbiden dystopischen Bildern, anfreunden kann, wage ich zu bezweifeln…
Aber darauf kommt es auch nicht an. Das Buch bietet eine Anleitung zur Gestaltung verschiedener Fantasy-Richtungen mit einem leichten Schwerpunkt auf Steampunk-Fantasy.
Die gezeigten Techniken und Arbeitsmethoden können natürlich auch für ganz andere Bildgestaltungen genutzt werden.
Auffallend ist, dass keine klassischen High-Fantasy-Motive auftauchen. Schwertschwingende Ritter, Elfen oder Orks gibt es im Buch Traumwelten nicht.
Fazit: Super Buch – Aber etwas zeichnen sollte man können
Das Besondere an dem Buch ist, dass viele bekannte „Digital Artists“ vorgestellt werden. Größen wie Uli Staiger sind in der Photoshopszene schon seit Jahren bekannt. Man erhascht einen kleinen Einblick in ihre Arbeitsweise.
Ist das lehrreich?
Ja, wenn man Vorkenntnisse hat!
Das Buch richtet sich an Menschen, die grafisch mit Photoshop arbeiten möchten und sich für aufwendige Composings begeistern.
Es richtet sich auch an den Leser, der zeichnen kann. Viele Anleitungen gehen über Composings hinaus und zielen darauf ab, Photoshop als Malwerkzeug zu verwenden. Wenn man alles aus dem Buch herrausholen möchte sollte man das beachten.
Für den 0815-Fotografen, der nur Beautyretusche im Kopf hat, ist das Buch sicherlich zu komplex.
Wer Fantasy liebt und Inspiration sucht, der macht mit dem Buch nichts falsch.
Es gibt 5 verschiedene Stile und auch 5 unterschiedliche Ansätze, wie man Fantasy-Welten in Photoshop erschafft.
Als Einstieg in die Welt des digitalen-Composings ist das Buch gut geeignet
Mein Dank geht an den Rheinwerk Verlag, von dem ich das Buch Traumfabrik Photoshop: Faszinierende Artworks, außergewöhnliche Composings* als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe. Der Blogbeitrag zeigt meine unbeeinflusste Meinung über das Buch.
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DEZ
2015