XXL-Kunst:
9-Zehn Ellenlang von Martin Miernik.
Ein Bild umzuspannen ist nicht einfach.
Besonders, wenn das Bild groß und sperrig ist.
Es sind
9-Zehn Ellen
Das sind ca. 5 Meter nach angeben des Künstlers.
Das ist groß.
Das ist sperrig.
Da braucht man Geduld, Kraft und Geschick.
Rahmen abspannen, neuen Rahmen zusammenbauen und dann die kostbare Leinwand neu aufziehen. Das alles war für die Präsentation des Stuttgarter Künstlers Martin Miernik notwendig.Das XXL-Bild brauchte einen neuen Rahmen und das kurz vor der Vernissage in Obertürkheim, die am 27.1.2018 stattfand. Dieses Werk würde ich einfach nur mit „groß“ beschreiben.
Oder in 3 Buchstaben: XXL.
Es ist das Kernstück der Ausstellung und sogar der Namensgeber der Veranstaltung „9-Zehn Ellenlang“.
Größer als jeder Flatscreen.
Nichts für kleiner Wohnzimmerecken.
Das Bild braucht Platz, um zu wirken.
Kann man so große Kunst überhaupt verkaufen?
In der Ausstellung stellte ich mir sofort folgende Frage:
Sind so große Bilder gut zu verkaufen?
Ich war skeptisch. Wer hat schon so viel Platz um so ein Bild aufzuhängen?
Höchstens Museen.
Ein halbes Jahr später erhielt ich die Antwort auf meine Frage. Im Rahmen der Berichterstattung zum Berliner Gallery-Weekend 2018 bin ich auf ein spannendes Interview gestoßen:
Und zwar von dem Galeristen Johann König.
Im Tagesspiegel-Online sagt König zu der Preis- und Platz-Frage von Kunstwerken folgendes:
„Alles ab 2,40 Meter wird schwierig, weil es in New York nicht mehr in den Aufzug passt“
Wenn DER Berliner Galerist König, sich so zu diesem Thema äußert, dann muss es wohl stimmen.
Nun weg von den Kunst-Hauptstadtgrößen aus Berlin und zurück in den Underground der Stuttgarter Kunst-Szene.
Wer ist Martin Miernik?
Miernik ist in der Kunst-Szene u.a. durch eine Ausstellung in Basel bekannt, die zeitgleich mit der Art-Basel 2017, in der Gallerie Leupin stattfand. Mehr Informationen über ihn findet man auf seiner Homepage.
Wow Wimmelbilder!
Mierniks Werk und die Ausstellung in Obertürkheim
Bei jungen Künstlern ist es noch leicht sich mit dem „Oeuvre “ zu beschäftigen, da es noch nicht so viel „Gesamtwerk“ gibt.
Mein erster Eindruck in der Ausstellung war:
„Viel weiße Leinwand“ und „viele Details“.
Dann tippte ich folgendes in mein Smartphone
„Wimmelbild trifft auf Miro, Henri Matisse mit einer Spur Comic, LSD und MDMA gepaart mit Homer Simpson und Edward Munk.“
Wenn Mr. Miernik das hier lesen sollte, dann würde er bestimmt protestieren.
Aber das war meine erste Assoziationskette, nachdem ich den Saal betrat.
Was mir auf den zweiten Blick aufgefallen ist, war folgendes:
Der abgedroschene Begriff des „Geschichtenerzählens“, den man in fast jeder zweiten Vernisage-Beschreibung lesen kann, stimmt hier wirklich!
Fragt man Martin nach einem Stadtbild, kommen viele Informationen zutage:
Ach so, es ist nicht Budapest oder Prag wie von den Betrachtern vermutet, sondern Basel!
Er erklärt die Symbole, die Phallusdarstellungen der Türmchen und die Tiermotive. Ich entdecke Hasen, Kühe und ein 3-äugiges-Reh. Es gibt viel zu entdecken, obwohl viele Flächen weiß geblieben sind.
Die Bilder sind gespickt mit Chiffren. Verschiedene Betrachter werden diese sicherlich unterschiedlich interpretieren. Also eindeutig zweideutig.
Wimmelbildcharakter für Kunstfreunde!
Die Veranstaltung
Bei kleineren Vernisagen von jungen Künstlern gibt es meistens zwei Extreme:
Entweder es wird zu einer Verkaufsveranstaltung oder es wird zu einer Party. Das zeichnet sich meistens auch darin ab, wer geladen ist oder wer überhaupt auf der Ausstellung erscheint. Oft wandeln sich solche Veranstaltungen auch mit fortschreitender Stunde. In Galerien habe ich über die Jahre schon die unterschiedlichsten Ausprägungen von beiden Varianten erlebt. Am besten gefällt mir eine ausgewogene Mischung von beiden Aspekten.
Was war nun die Miernik-Vernisage?
Von Preisen und Verkauf wurde nur am Rande geredet, eine ältere Dame, die sich von der Veranstaltung verabschiedete, meinte zum Abschied noch:
“Dann wünsche ich dem Herrn Künstler noch gute Geschäfte“.
Warauf er der älteren Dame antwortete:
„Heute geht es doch nicht ums Geschäft, sondern um die Kunst!“
Den Abend in Obertürkheim habe ich wirklich genossen. Die Atmosphäre war persönlicher und intimer als in anderen Vernissagen, die ich sonst besuche.
Jedenfalls bin auf weitere Ausstellungen und Werke von Martin Miernik gespannt. Auf Mierniks Homepage und seiner Facebook-Seite, findet man auch weitere Informationen zu ihm und seinem Werken.
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MAI
2018