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Inszeniert oder echt? Pressepreise, Fotos, Giovanni Troilo und Seehofers Eisenbahn

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Können Fotos überhaupt „echt“ sein?

Fotograf Giovanni Troilo und der World Press Photo Award

Ein ganz alter Hut!
Die Frage ob ein Foto noch „echt“ ist wenn man es bearbeitet. Trotzdem taucht sie immer wieder auf. Schon zu Dunkelkammerzeiten haben sich Fotografen darüber gestritten. Wann endet die Entwicklung  und wo beginnt die Retusche?
Dieser Streit hat es bis ins digitale Zeitalter geschafft.
Ja, sogar mit verbesserten „Waffen“: Photoshop und Lightroom.

Diese Tools  machen das verändern von Fotos kinderleicht.
In der Kunstfotografie könnte das egal sein. Was ändert es ob das Foto manipuliert, inszeniert, bearbeitet oder „echt“ ist?

Kritisch wir es aber, wenn es um Pressefotos geht.
Der Fotograf Giovanni Troilo hat das gemerkt, als ihm ein renommierte Pressefotopreis aberkannt wurde.

Er verlor den World Press Photo Award!

Die Begründung warum ihm der 1. Platz, in der Kategorie „Contemporary Issues Story“ aberkannt wurde, findet sich auf Wolrdpresphoto.org.

In seiner Bildserie „La Ville Noir – The Dark Heart of Europe“ war ein Foto nicht ganz „echt“.

Jedem dürfte klar sein, dass man Dokumentationsfotos nicht bearbeit oder stellt. Troilo hat genau das getan. Das Liebespärchen im Auto war inszeniert. Das war es mit dem Preis!

Heutzutage ist es scheinbar so, dass wir uns an gekünstelte Realitäten gewöhnt haben. Ein Bild soll nicht nur dokumentieren, nein es muss auch außergewöhnlich aussehen. Jedenfalls wenn man einen Preis gewinnen will.

Geht das denn noch mit normalen Mitteln?

Manchmal zweifele ich daran.

Über den Vorfall hat der Spiegel, die FAZ und auch die New York Times berichtet. Kleine Anmerkung dazu: Das Problem ist nicht neu die Mittel sind nur vielfältiger geworden.

Fakes auch schon zu Capas Zeiten?

Man möchte gar nicht dran denken, dass Historische Aufnahmen gefälscht sein könnten. Solche Vermutungen liest man  aber immer wieder.

Im Spiegel Online findet sich eine Serie von Manipulationsgeschichten mit Bildbeispielen.

Geschichte der Fotografie = Geschichte der Manipulation?

Über das Thema wurden schon ganze Bücher geschrieben ( wie z.B. da Buch Bild-Legenden: Fotos machen Politik ) Spekulationen zufolge könnte sogar das berühmte Foto von Robert Capa mit dem fallenden Spanier gestellt sein.

Eine traurige Geschichte?
Absolut nicht:
Manipullation und Manipullationsvorwürfe gehören zur Fotografie.
Man sollte sich etwas vom Gedanken eines „echten“ Bildes lösen.

Ja, auch bei Pressefotos!

Vom Schummeln und  aberkannten Pressepreisen

Pressepreise werden nicht nur in der Fotografie aberkannt. Sowas passiert anscheinend auch der schreibenden Zunft. In den Sinn kommt mir der Skandal um den Henri-Nannen-Preis 2011. Der Eklat wurde durch eine „harmlose“ Frage der Journalistin Katrin Bauerfeind ausgelöst.

Horst Seehofer Spielzeugeisenbahn
Die Geschichte dahinter: Spiegel Journalist René Pfister sollte für eine Reportage über den Ministerpräsidenten Horst Seehofer ausgezeichnet werden. Die Reportage war so authentisch, dass sie sogar Details aus dem Keller von Seehofer und dessen Spielzeugeisenbahn enthielt.

Ja, für solche wichtigen Infos  gibt es einen Preis!

Auf der Preisverleihung stellte Frau Bauefeind die Frage:
“Was muss man tun, um in diesen Keller zu kommen?“

Die Antwort: Der Journalist war gar nicht im Keller, sondern Kollegen die ihm davon berichte haben.

Was? Alles nur Höhrensagen?

Da hat sich jemand wohl verplappert. Denn ein ungeschriebenes Gesetzt des Qualitätsjournalismus sagt:

Kein Keller mit Spielzeugeisenbahn, kein Preis.

Tja, Tja der „Qualitätsjournalismus“!

Was ist nun mit den Fotos von Giovanni Troilo

Giovanni Troilo wurde beim schummeln erwischt.
Na und?
Angeblich müssen ca. 20% der Einsendungen des  WPPA disqualifiziert werden.

Das wird auch weiterhin passieren.

Kunstfotos in der Pressewelt?

Das die Fotos von Troilo inszeniert sind, macht sie in meinen Augen nur zur Fotokunst. Das dieses Pressearbeiten sind wäre mir beim Betrachten der Fotos auch nie eingefallen.

Nur durch Klassifizierung als  World Press Photo Award Gewinner haben die Fotos den Stempel „Pressefoto“ abbekommen.

Fazit

Was bleibt ist die Skepsis an den Massenmedien und Pressepreisen.
Das gilt für Fotos und Texte  gleichermaßen.
Ja, sogar für Fotos in den Geschichtsbüchern. Ein Foto erfasst nur einen Moment. Fotografen rühmen sich gerne damit, dass ihre Bilder „Geschichten erzählen“.

Das ist aber Quatsch.
Ein Foto ohne Kontext erzählt nichts.
Es wirkt nur.

Beim WPPA liegt der Fokus stark auf dieser Bildwirkung.
Da muss man sich nicht wundern, wenn der Kontext über Bord geht.
Giovanni Troilo Fotos sehen gut aus.
Seine Fotos zeigen eine Europavision.
Es sind nur keine Pressefotos!
Troilo hat nur den Fehler gemacht sich mit seinen Kunstfotos in die Pressewelt zu wagen.

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