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The Hedonist Post – Der neue Playboy?

Geschrieben von:

The Hedonist Post – Das Ripke Magazin

Seit Jahren haben Printmagazine Probleme.
Print rentiert sich nicht mehr.
Drucken ist teuer.
Die „kostenlose Konkurrenz“ im Internet zerstört den Markt.
Die Folge:
Bilder findet man vor allem online, bei Instagram, Facebook und Co.

Was sagt man dazu, wenn ein bekannter Fotograf das ändern möchte und eine neue Zeitschrift gründet?

Paul Ripke der Retter des gedruckten Fotos
In seinem Newsletter vom 6. März verkündetet Ripke seinen Fans zunächst eine schockierende Nachricht:
Es wird keine weiteren Foto-Jahrbücher von Ihm geben!
MMXIV war das letzte Jahrbuch.
Der Trost: Ripke bringt eine Zeitschrift heraus:
„The Hedonist Post“.
In einem Blogartikel erklärt er sein Konzept und wie er auf den Namen gekommen ist. Für die Namensfindung war die Tatsache entscheidend, dass der US-Playboy „keine Nackten Mädchen mehr druckt“
Ripke scheint sich gedacht zu haben:
„Hey, da wird eine Nische frei.“ und setzte sein Magazin-Projekt um.
Mal schauen was für eine Figur er als Nachfolger von Hugh Hefner macht.
Das  minimalistische Prinzip von Ripkes Magazin scheint jedenfalls zu funktionieren.
Die erste Ausgabe mit 500 Stück war schnell ausverkauft.
Deswegen wurde im nächsten Monat die Auflage  auf 1000 Stück erhöht.
Jedenfalls konnte ich bei Ausgabe Nr. 2 rechtzeitig auf den „Bestell-Knopf“ drücken.
Um zu feiern, dass ich ein Exemplar der streng limitierten Zeitschrift erhalten habe, werde ich die Ausgabe Nr. 2 ausführlich besprechen.

Hedonist Post

So kommt die Hedonist Post an: Man beachte die „Hedonist“ Briefmarke oben rechts.

Paul Ripke und das Konzept „The Hedonist Post“

Ripke: Rapper, Redakteur und Fotograf

Paul Ripke ist mehr als nur Fotograf.
Klar, er ist der breiten Masse als der „Fotograf-auf-dem-WM-Spielfeld“ bekannt.
Mit den Fotos, von der Fussball WM 2014 hat er sich auch in die Geschichte der deutschen Sportfotografie geschossen.
Dabei ist der Man, der hinter dem WM-Bildband One Night in Rio“ steckt,  gar kein „Sportfotograf“.
Sportereignisse lichtet der Fussballfan eher aus dem Fanblock ab.
Ripke ist Gelegenheitsrapper, „bester Freund“ und „Tattobuddy“ des Musikers Materia, super im Umgang mit  Pferden und jetzt auch Herausgeber einer Zeitschrift.

Das Konzept der Hedonist Post

Die Zeitschrift basiert auf drei Ideen:

– Bilder sollen gedruckt werden

– Fotografen brauchen ein Medium

– Die Fotos stehen im Mittelpunkt (keine Texte)

Das wird auch konsequent umgesetzt. Es gibt z.B. nur einen vollständigen Satz im Magazin und der ist eine Danksagung von Florian Wenzel.

Also ein gedrucktes Instagram?

Die Idee ist jedenfalls super!
Ein Magazin das schnörkellos nur Fotos bietet.
Ripke nutzt für das Projekt alles was auch seine Bücher zum Erfolg geführt hat:
seine Bekanntheit, seine Reichweite, seine Fans und seine eigenen Bildstrecken.
Bei dem Magazin gibt es aber einen Unterschied zu den Büchern.
Nur eine Strecke in jedem Magazin ist von Ihm.
Die restlichen 80% der Fotos kommen von anderen Fotografen.
Nicht so bekannte Fotografen erhalten eine Plattform, um ihre Bilder zu veröffentlichen.
Der Käufer erhält schöne Fotos.

Lohnt sich das überhaupt finanziell?
Wahrscheinlich!
Ein fester Teil an Abnehmern und überschaubare Produktionskosten sind ein Erfolgsrezept.
Ich würde es mir für Ripke jedenfalls wünschen.
Mit der Unkostenfalle, in die andere Magazine tappen wird der Hedonist wohl nicht so stark zu kämpfen habe.
Das Redaktionsteam ist wahrscheinlich recht klein und für genug Content ist auch gesorgt. (es gab angeblich ca. 200 gute Bildeinsendungen in einer Woche)

„On Top“: Faire Bedingungen für Fotografen
Die Fotografen, die eine Strecke veröffentlichen werden entschädigt!
Das ist nicht in jedem Magazin so. Deswegen erwähne ich es extra. Einige Zeitschriften leben von „kostenlosen Bildern“ bzw. dem umwälzen der Kosten auf den Fotografen mit dem Argument:“Hey dann hast du eine Veröffentlichung und Reichweite.“
Das ist bei der Hedonist Post nicht so.

Als Nischenmagazin kann es sich durch Ripkes Bekanntheit (hoffentlich) etablieren.
Magazine wie der Greif haben das auch geschafft.
Der Greif positionieren sich zwar „seriöser“ und „künstlerischer“, im Kern ist es aber auch nichts anderes als ein Nischenmagazin für Print-Fans.
Aber hey, wenn The Hedonist Post (THP) es schafft, sich in die Sparte der kleinen Kunst-Foto Magazin zu etablieren, würde es mich wirklich freuen.

 

Hedonist Post - Poster

5 Poster gibt es in der 2. Ausgabe. Die Fotografen der Poster von links oben an: Florian Wenzel, Jens Franke, Paul Ripke, Till van Loosen, André Josselin


“The Hedonist Post”: Ausgabe Nr. 02-2016

5 Fotografen sind jeweils mit einer Bildstrecke Vertreten.
Hier der Inhalt im Überblick:

Paul Ripke  – Maya

Jens Franke – Stuttgart

Andre Josselin BCN / Anni

Florian Wenzel  – Farbfleck

Till van Loosen – Hanna

 

Maya von Paul Ripke 

Das Model Maya ist das Covergirl.
Sexy nur mit Bikiniunterteil bekleidet in einem Hotelzimmer fotografiert.
Auf einer Fensterbank, zwischen zerwühlten Laken räkelnd, oder auf Zehenspitzen auf dem Bett stehend.
Das sind die Motive.
Ein Touch von Playboy?
Vielleicht, aber alle Fotos der Bildstrecke sind 100% facebook-tauglich.
Es gibt kein „Nippelgate“ in der 2 Ausgabe.
Alles ist verdeckt. (mehr oder weniger)
Die Seite 14 zeigt eine rauchende Maya.
Das Foto erinnert mich an die Fotos von Richard Kerns Naked Girls Smoking Weed* (nur halt bekleidet).
Oder an sexy 80er Jahre Werbefotos für Zigarettenmarken wie Malboro oder Camel.
Ob da wohl eine Zigarettenpause zum fotografieren genutzt wurde?

Stuttgart von Jens Franke

Die Serie zeigt Straßenfotografie, man sieht Menschen und Stadt Eindrücke.
Stuttgart erkennt man nur an einem Foto. Das markantes Haus mit den Kronen an der Fassade.
Ach ja, und natürlich an dem Titel der Serie.
Bei den Fotos stehen Menschen im Mittelpunkt. Deswegen hätte die Bildserie auch ohne Probleme Hamburg, Mannheim, Duisburg oder New York heißen können.
Beim Betrachten der Fotos von Franke assoziiere ich Bilder von Saul Leiter.
Nicht Leiters intime Schwarz-Weiß arbeiten, aus dem Buch In My Room*,
sondern seine farbenfrohen Straßenfotografien, aus dem New York der 50er und 60er Jahre. (vgl. Saul Leiter (Photofile))
Keine Ahnung warum ich bei den Fotos an Leiter denken musste, aber die Serie gefällt mir ausgesprochen gut.

BCN/ANI von Andre Josselin

Zwei Motive wechseln sich ab: Stadtansichten und ein blondes Model (Anni), auf einem Hotelbett .
Ich habe eine Déjà-vu, gab es das nicht schon im Magazin?
Ja, diese Bildstrecke hat Ähnlichkeit mit der von Paul, nur der Fotograf, das Hotelzimmer und das Model sind anders.
Aus einem Facebookpost von Jolleslin entnehme ich, dass es sich um Fotos aus Barcelona und London handelt
Das wäre mir nicht so einfach aufgefallen.
Gut das es Internet gibt.

Farbfleckvon von (Florian Wenzel )

Bingo!
Dafür haben sich die 15 € gelohnt!
Beeindruckende Naturfotos kombiniert mit einem „Farbfleck“. Irgendwo ist in jedem Bild, ein Man im Gelben Regenmantel zu sehen.
Ein menschlicher Farbkontrast zur Naturgewalt der Landschaft.
Von der Serie bin ich wirklich begeistert.
Kleiner Minuspunkt: Durch den doppelseitigen Druck wird die Bildwirkung, bei einigen Fotos etwas geschmälert. Bei zwei Fotos (S. 56-57 und S.58-59) steht der kleine gelbe Mann im Regenmantel, genau auf der Heftmitte zwischen zwei Seiten. Er wird sozusagen von der Falz in zwei Hälften geschnitten.
Schade.
Bei einem Internetbild hat man das nicht.
Für einen Moment beginne ich an der überragenden Bildwirkung von gedruckten Motiven zu zweifeln.

The-Hedonist-Post-Florian-Wenzel

Geniale Bildstrecke von Florian Wenzel (Farbflecken). Leider wird sie durch die Falz etwas entstellt. Der kleine Mann im Regenmantel steht sozusagen zwischen zwei Heftseiten.

Hanna  von (Till van Loosen)

Wieder ein Hotelzimmershooting.
Wow, das 3. in dem Heft. Ach, und auch ein blondes Model das sich in Dessous räkelt.
Die Serie von van Loosen gefällt mir gut, da bei ihr auch Closeups verwendet werden und mehr mit Unschärfe gearbeitet wird.
Model Hanna wird in mehreren Fotos auf den Balkon gestellt und die Hälfte des Bildes zeigt eins Straßenszene bei Nacht.
Das sind meine Favoriten-Fotos von der  Bildserie.
Ein Balkon-Fotos gibt es auch als Poster im Heft.
Nice!

Was könnte man an der Hedonist Post verbessern?

Eins Vorab:
Ich nörgele hier auf hohem Niveau, da mir das Heft und die Idee gefällt.
Mir wurde neulich angetragen, das ich „zu positiv“ schreibe und mal etwas ausgewogener und kritischer berichten sollte.
Na gut, könnt ihr haben!
Alles „negative“ ist als Verbesserungsvorschlag zu sehen, da ich das Projekt wirklich gut finde.

Wenig Konzept und nur „goile Bilder“ reicht das?

Die Frage sollte man sich stellen.
Die Bilder werden ohne Erklärung präsentiert.
Ok, das ist ein Statement, aber teilweise stört mich das.
Etwas mehr Informationen hätten mir wirklich gut gefallen.
Mit meinem Informationsbedürfnis stehe ich auch nicht alleine da: Im Blog von Düt & Dat lese ich in einer Review zur Hedonist Post eine ähnliche Anregung.
Klar, das macht auch mehr Arbeit und mehr kosten.
Dafür würde es das Magazin echt aufwerten.
Ein Satz zum Autor und ein Absatz zu seiner Bildstrecke würde schon reichen.
Wahrscheinlich sind die fehlenden Informationen Absicht.
Ein geniales Marketingkonzept, das darauf setzt, das der Leser Nachforschungen auf den Internetseiten der Fotografen anstellt.
Clever, aber nicht Leserfreundlich.
Wo wir beim Thema Leserfreundlich sind:
Warum hat das Magazin eigentlich kein richtiges Impressum?
Wahrscheinlich, weil es sich um ein Internationales (sprich amerikanisches) Magazin handeln soll. Ripke ist ja in die USA gezogen.
Wenn das Magazin in Deutschland gedruckt wird, vermute ich aber, dass man um ein Impressum nicht herum kommt.
Minimalismus ist gut, aber etwas mehr Infos wären einfach besser.
Vielleicht bin ich auch zu verkopft und der Gedanke “Bilder nur genießen und den Hintergrund vergessen“ ist nichts für mich.

Zu viel Blondinen in Hotelzimmern

Die Ähnlichkeiten bei einiger Bildstrecken löst bei mir  den:
“Ach nee, schon wieder ne Blondine im Hotelzimmer.“ Effekt aus.
Sehr positiv stechen dabei die Serien von Jens Franke und Florian Wenzel heraus.
Die heben sich deutlich von den restlichen Bildarbeiten ab.
3 von 5  Fotografen greifen das Thema: Hotelzimmershootings in Dessous auf.
Das sind 60% der Fotografen in dem Heft!
Ist ja eigentlich nicht schlimm.
Bei der drei Blondine (Hanna, Anni und Maya),  im Schlafzimmer stellten sich mir die Fragen:
„Sach ma, ist das Absicht?“
„Habt ihr euch abgesprochen?“
„Ist das als ein Themen-Heft gedacht?“
„Wollt ihr als Anlehnung an die Playboy Bunnies einen blonden Typ von Hedonist-Girls prägen?“
Man könnte denken junge blonde Modelle haben ihr Habitat in Hotelzimmern mit zerwühlten Betten.
Wenn man dem Playboy Konkurrenz machen will, sollte man jedenfalls die Bildstrecken nicht zu ähnlich halten.
Vielleicht war es wirklich ein versteckte Thema im Heft: „Blondinen und Hotelzimmer“ und ich habe es nur nicht verstanden.

Der kleine Bruder vom Playboy?
Bei Teilen des Magazins dachte ich, dass ich den kleinen, etwas prüderen, dafür aber künstlerisch angehauchten Bruder des Playboys durchblättere.
Beim Titel „Hedonist“ hätte ich wohl mit sowas rechnen müssen.
Der Slogan „Sex Sells“ steckt ja schon im Namen des Magazins.

Positives zur Hedonist Post

Die Idee ist Super!
Das schlichte Konzept spricht mich an.
Die Umsetzung ist auch super Liebevoll gemacht.
Die kleinen Details finde ich klasse.
Bei der Verpackung wurde sich z.B. echt Mühe gegeben!
Von der Briefmarke auf der „Hedonist“ steht, bis hin zum Rosa Aufkleber und dem schwarzen Umschlag in dem das Magazin verschickt wird.
Wirklich klasse!
Die Idee mit den Postern gefällt mir auch.
Auch wenn für mich die „Poster-Zeiten“ schon lange vorbei sind.

Hedonist-Briefmarke

Man beachte die Hedonist Briefmarke.
Wie cool ist das denn?
Bestimmt ein Sammlerstück für Briefmarkenfans.

Fazit zum neuen Magazin im Ripke Look

Wen der „Look“ von Ripkes Fotos anspricht, der macht mit THP nichts falsch.
Er erhält ein Magazin voller schöner Bilder.
Wer Blondinen mag, der kommt bei der 2. Ausgabe des Magazins auch voll auf seine Kosten.
Wer abwechslungsreiche Modelltypen erwartet, der wird enttäuscht.
Den Untergang der Printwelt  wird das Magazin vielleicht nicht aufhalten.
Eine direkte Konkurrenz zum Playboy stellt das Heft auch (noch) nicht dar.
Aber darum geht es auch nicht.
Bilder finden ein gedrucktes Zuhause, abseits von Instagram und Co.
Deswegen ist das Projekt Hedonist Post eine gute Sache!
Bestellen könnt ihr das Magazin im Ripke Shop unter diesem Link.

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